So sehe ich das auch. Pelé hat historisch gesehen den Vorteil, dass er ein sehr umgänglicher intelligenter Typ war, dessen Nähe die Mächtigen, Reichen und Schönen gesucht haben und er auch die ihre. Pelé konnte so schon während seiner aktiven Karriere den Mythos vom besten Spieler aller Zeiten mitkreieren. Maradona war immer der authentische Typ von der Strasse geblieben, mit all seinen Brüchen und Widersprüchen. Immer zwischen Größenwahn und Selbstzerstörung. Sowas wie Image-Pflege hat er nie betrieben. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, bei einem Sportler dieser Größenordnung. Da ist fast alles Inszenierung und werbetechnisch genau abgewogen.
Schön beschrieben!
Ich war zu Anfangs gegen Maradona, weil er am Superstar-Status meines Lieblingsspielers Zico kratzte. Bei der WM 82 ging er dann auch noch mit der roten Karte unrühmlich vom Feld. Da hielt ich ihn für einen hochtalentierten Hype, der aber nie wirklich etwas reißen würde...
Was er danach in seiner Peak ablieferte war einfach nur unfassbar! Das war Spielfreude, Talent, Instinkt und Können wundersam in einer Person konzentriert. Unheimliches Charisma und wahnsinnige Ausstrahlung auf dem Platz, was seine Mitspieler mitriss und ihn trotz oder gerade wegen dieser fehlenden Peléschen Angepasstheit zum absoluten Leader auf dem Platz machte.
Mit 16 bereits Profi und Ernährer der Familie musste er viel zu früh erwachsen sein und hat sich wie durch ein Wunder sehr lange diese kindliche Verspieltheit, die Ausdruck seiner Genialität war, bewahren können. Das Life is Life Video (ich beneide Shafran darum, das 'life' erlebt zu haben) bringt das nonchalant wunderbar zum Ausdruck.
Auf eigenartige Weise brachte er auch noch den nötigen Ehrgeiz und die Siegesmentalität mit. Oft sind ja gerade das die Eigenschaften, die den Übertalenten abgehen.
Diese Dominanz des Spiels mit Neapel und in der Nationalmannschaft habe ich in dieser Form nie wieder erlebt und bin sehr dankbar, diese Karriere mitverfolgt zu haben. Für mich wird er immer der GOAT bleiben.
Dass er in diesem Umfeld als junger und unbedarfter Typ einigen Verlockungen erlegen ist, halte ich für nur folgerichtig. Ich nehme ihm das nicht übel, es tat mir nur immer leid, diese zwanghafte Selbstzerstörung zu sehen. Umso schöner, erleben zu können, wie er sich auf seinem Spielplatz weiterhin kindlich austoben konnte.
Ich hoffe einfach, dass er auch nach der Karriere bis zuletzt schöne Phasen in erleben konnte.
Traurig, dass einen die Ikonen, die einen das Leben lang begleitet haben eben doch vergänglich und auf einmal nicht mehr da sind.
Danke für alles!