In den ersten Runden beide mit reinen Alibi-Aktionen. Der Jab von Parker, mehr Alibi geht nicht. Beide finden keine vernünftige Distanz, Joshua holt aber die Mehrzahl der ersten vier Runden knapp. Parker wirkte hibbelig und nervös, als würde er gleich einbrechen.
Ab der fünften Runde fühlte sich Parker aber auf einmal deutlich wohler. Joshua zum ersten mal frustriert und trifft nix. Parker landet hart, scheucht Joshua daraufhin durch den Ring und der Ringrichter unterbricht einfach mal völlig grundlos und gibt Joshua nochmal ordentlich Zeit. Beide Boxer haben beide Hände frei, der Kampf 'entwickelt' sich weiter, kein Grund irgendetwas zu tun. Und so zieht sich das durch den restlichen Kampf. Kaum wird gewühlt, geht der Ringrichter dazwischen. Absolut fehl am Platz in so einem Kampf.
Die sechste Runde ebenfalls an Parker. Bis zum Ende des Kampfes, also volle sechs Runden (!!!), wirkte Joshua von nun an einfach nur noch frustriert, planlos und müde. Keine Workrate, kein Timing, kein Distanzgefühl, kein gar nichts. Der hat doch völlig gepennt. Aber auch Parker spürte sein hohes Tempo und kann somit wenig Kapital daraus schlagen. Dass sich Joshuas Tape in drei aufeinander folgenden Runde löste, war der Witz schlechthin. Einmal entscheidet er einfach mal selbst, das jetzt mitten im Kampf in seiner Ringecke richten zu lassen.
Joshua war einfach müde. Ich behaupte mal Joshua wurde in diesem Kampf härter durchgerüttelt als Parker, auch wenn Joshua öfter traf.
Im mittleren Kampfsegment hat mir Parker gut gefallen, zwar ziemlich hibbelig und relativ planfrei, aber Joshua hatte seine Probleme damit. Die ersten und letzten Runden kam aber einfach zu wenig von Parker. 117-111 pro Joshua wäre ein gutes Ergebnis gewesen. Aber die drei vielleicht sogar vier Runden muss man Parker schon geben. 119-109?? Nee, sorry...
Joshuas 'Hype-Dämpfer' häufen sich mittlerweile. Er boxt äußerst orthodox, bietet ein statisches und mehr als treffbares Ziel und tendiert stark dazu hintenraus konditionell einzubrechen. Ich wüsste nicht, wie der heutige Joshua den 2015er 'Prime-Fury' schlagen soll. Fury kontrolliert die Distanz und Joshua pumpt nach zehn Clinches mit Fury wie ein Maikäfer. Ob es diesen Fury jemals wieder geben wird steht auf einem anderen Blatt... Auch einen Kampf gegen Wilder sehe ich ziemlich offen. Vor diesem Kampf noch 50-50, wobei ich jetzt sogar zu Wilder tendieren würde, 60-40. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Boxer, der so geradlinig boxt wie Joshua, Wilders Rechte meiden kann. Die wird sehr wahrscheinlich schon nach ein paar Runden zum ersten Mal einschlagen!