Der Kampfverlauf an sich war nicht untypisch für Wilder. Er startet verhalten, er liegt nach Punkten zurück, er hat Probleme, seine Rechte unterzubringen,... alles nichts Neues. Und dennoch war es heute anders. Es lag einfach zu keinem Zeitpunkt die für Wilder so typische KO-Gefahr in der Luft.
Obwohl Wilder immer sehr leicht für seine Größe war, hat er mittlerweile nochmal gefühlt 5 kg reine Muskelmasse verloren. Von der ersten Runde an wirkte er gehemmt und fragil. Jeder Treffer von Parker schien ihn einzuschüchtern und bei guten Treffern hat er regelmäßig gezuckt, wenn nicht gar gewackelt. In Parkers Aktionen reinzuschlagen, hat er sich kaum getraut und wenn er sich mal dazu durchringen konnte, eine eigene Rechte zu versuchen, waren sein Timing und Distanzgefühl unterirdisch. Wilder geht einen Schritt nach vorne, Parker sieht das, macht dasselbe und duckt sich ab, so dass Wilder nichts mehr machen kann. Diese Strategie hat sich Parker sicherlich auch von Fury abgeschaut. Auch Wilders Schlaghärte und Explosivität wirkten für seine Verhältnisse schwach. Selbst wenn er einmal voll durchgekommen wäre, hätte ich nicht daran geglaubt, dass er Parker damit ausgeknockt hätte.
Letztendlich war 120-108 das einzig richtige Punkturteil. So gelassen, wie Wilder im Interview wirkte, vermute ich persönlich, dass er aufhören wird. Er hat nicht mehr das Feuer vergangener Tage.