So gerne ich Roberts auch immer lese...und eigentlich nahezu immer übereinstimme....hier laufe ich komplett kontra.
Mich hat schon vorher dieses oberlehrerhafte gebashe gg Ruiz etwas genervt...jetzt wird es noch viel schlimmer.
Sein Körper scheint bestens zu dem Stil zu passen....so leicht rumzuschubsen ist er schon mal nicht. und gg Dauerläufer ala Colajanni die zwischendurch ein paar Schläge reinzittern kann jeder blöd aussehen.
Es gab kein oberlehrerhaftes Gebashe. Basht Ruiz Jr. sich selber, wenn er sich negativ über seinen körperlichen Zustand äußert? Natürlich gibt es so etwas wie ein Wohlfühlgewicht und austrainiert bedeutet nicht ripped. Das ändert nichts daran, dass sein körperlicher Zustand nicht zu seinem Stil passt. Ruiz Jr. wäre von Joshua auch nicht rumgeschubst worden, wenn er 10-15 Kg leichter gewesen wäre. Das ist nicht Joshuas Stil.
Das Problem vor und nach solchen Kämpfen ist die emotional bestimmte Betrachtungsweise einiger Nutzer. Der jovial guckende, sympathische Underdog, der bescheiden auftritt. Das macht positiven Eindruck und dann kommen ein paar Forumskretins, richtige Couch-Potatoes, die das Idol auch noch kritisieren - geht selbstverständlich gar nicht.
Dann gewinnt das Idol auch noch gegen alle Kritik, dann gibt es kein Halten mehr.
Betrachtet man den Kampf hingegen ganz nüchtern, dann war der Sieg natürlich groß, aber Ruiz Jr. eben nicht der große Dominator, der Joshua nie eine Chance lies. Sondern bis zum ersten Niederschlag in der dritten Runde mindestens ausgeglichen, wenn nicht sogar mit Vorteil Joshua. Tony Jaa hat das genau richtig dargestellt.
Joshua hat den Kampf über den Jab geführt und Ruiz jr. dabei wenig Möglichkeiten zu zählbaren Treffern gegeben. Wirkungstreffer waren schon gar nicht dabei. Auch zum Körper kam nichts zählbares. Der Körnerverbrauch bei Ruiz war zu diesem Zeitpunkt klar höher als bei Joshua. Erst als Joshua nach dem erzielten Niederschlag gegen Ruiz Jr. die Distanz aufgab um Ruiz Jr. zu finishen spielte dieser sein besseres Basicgame im Infight und der Halbdistanz aus - zweifelsohne clever und gut - und der Konter, der den Niederschlag gegen Joshua erbrachte, entschied den Kampf. Dabei kam folgendes zum Tragen:
Ich denke, dass Josh's schlechtes Kinn eher seiner mangelhaften Kondi zuzuschreiben ist, als alles anderem.
Sobald er in Streess gerät, das Atmen vergisst gerät er massivst in Sauerstoffschuld, und da reicht oftmals ein mittelharter Treffer aus einem Gekeile heraus um ihn zumindest anzuklingeln.
Das verstärkt wieder den Stress und er gerät noch tiefer in die Sauserstoffmisere usw. etc. pp. im Teufelskreis.
[...]
Dass er von Anfang an eher verhalten agierte, wenig die Führhand brachte könnte mMn daran liegen, dass er selbst kein Zutrauen [oder Wissen um seine schlechte Kondition] in seine konditionellen Fähigkeiten hat und sichergehen wollte, dass er nicht hintenraus einbricht.
Dann der massive location-step up [MSG ist nunmal einer der Namen, wenn's um boxing-venues geht] plus den 'großen Plänen' Hearns' im Hinterkopf, schon verkrampft man und hat anstatt der ohnehin limitierten konditionellen Mittel nur noch die Hälfte derer und dann kämpft der andere noch, der Frechdachs.
Vom ersten Niederschlag hat sich Joshua nicht mehr erholt, die Psyche spielte dabei und danach eine massive Rolle. Wie gesagt: Chapeau in Richtung Ruiz Jr. - ändert aber nichts daran, dass ein über den Jab und gelegentliche Körpertreffer agierender Joshua den Kampf mit großer Wahrscheinlichkeit klar nach Punkten nach Hause geboxt hätte. Es ist schon verdammt schwer für den deutlich kleineren Boxer mit den viel kürzeren Amen, der zwar über schnelle Hände, aber keineswegs schnelle Beine verfügt, an den größeren Boxer heranzukommen, wenn der die Distanz hält, stoisch den Jab raushaut und gelegentlich zum Körper variiert. All zu viel ist Ruiz Jr. jedenfalls dagegen nicht eingefallen.
Interessant ist übrigens, dass diese von Joshua schon in einigen Kämpfen genutzte Taktik auch von Deontay Wilder bevorzugt wird.
Was jetzt hier teilweise (und wahrscheinlich auch bei einigen anderen Neu-Fans weltweit) passiert, ist leider typisch: Eine Überhöhung von Ruiz Jr. - Gegen viele andere Boxer der kleinen ersten und größeren zweiten Reihe dürfte Ruiz Jr. aufgrund bekannter Nachteile deutlich Schwierigkeiten haben, trotzdem sind die Zuschreibungen teilweise bereits klar überzogen.
In einem Rückkampf geben ich einem Joshua, der die Linie aus den ersten beiden Runden beibehält, sehr gute Chancen gegen Ruiz Jr.
Und das sage ich als jemand, der bekanntermaßen noch nie viel von Joshua gehalten hat.