Hallo alle zusammen,
war die letzten Tage arg im Stress, daher komme ich erst jetzt dazu, mich hier zu äußern. Erst einmal danke für die ganze Lobhudelei, ich habe in Absprache mit Steffen mein Bestes versucht, um dieses sensationelle Ergebnis so nüchtern wie möglich zu analysieren.
Habe die Diskussionen in diesem Thread komplett gelesen und kann nur sagen, dass ich auf die Sachlichkeit des Großteils der Forumsgemeinde einfach stolz bin. Natürlich schlägt mal jemand über die Stränge, aber wir haben hier seit einigen Wochen wieder einen größtenteils freundlichen Umgangston und sachliche Diskussionen. Klar, dass speziell in diesem Thread und bei diesem Ergebnis einiger Spott ausgegossen wird und wer über Jahre hinweg den Klitschko-Hype hierzulande mitverfolgt hat, der kann uneingeschränkt nachvollziehen, dass Schadenfreude und Genugtuung ihre Berechtigung haben, wenn eine solche riesige Hypeblase derart übel platzt.
Zu Klitschkos Auftritt in Hannover kann ich neben meinem Artikel verständlicherweise nicht viel Neues beisteuern. Außer vielleicht noch, dass ich, wie alle anderen hier, nie mit diesem Upset gerechnet habe. Ein wenig ärgert mich das, denn irgendwie hat einem ja manchmal doch die Routine, mit der Wladimir seine Gegner erledigt hat, zum einen gelangweilt, zum anderen aber vor allem davon abgelenkt, dass der Junge eben immer noch keine klaren Treffer in seiner Karriere kassiert hatte. Ich habe das zwar immer wieder selbst betont, aber das wurde schon fast zu einer Phrase, wie das "Im Boxen kann ein Schlag alles entscheiden", das die beiden Brüder seit Jahren phrasenhaft herunterleiern.
Zu einigen Beiträgen aber will ich noch kurz was loswerden, meistens Korrekturen
:
@Buster
Sanders vs Rahman war schließlich in SAF (ging sogar um irgendeinen WM Titel)
Ähm, der Kampf war in Atlantic City, New Jersey...
@chris
Auf jeden Fall hatte Fritz heute nicht den besten Tag. Wenn das seine Idee war Wladimir so offensiv einzustellen, muß man sich wirklich fragen was das sollte. Einerseits gegen einen Mann wie McCline so vorsichtig, und gegen einen southpaw puncher, der als Schnellstarter bekannt ist, so aggressiv...
Ich stimme dir zu, dass Fritz keinen guten Tag hatte. Allerdings kann ich die Begründung, Wladimir sei "zu aggressiv" gewesen, nicht teilen. Eigentlich hat er sehr abwartend begonnen, ein paar Jabs geschlagen, später ein paar Kombinationen, aber sonst war da m.e. nicht viel von der Aggressivität wie gegen Mercer oder Jefferson zu erkennen. Nur einmal zu Beginn der zweiten Runde hat Wladimir so agiert.
@martin knoepfel
darauf, dass wladi ein glaskinn hat, deutet ja seine erste niederlage gegen puritty hin , der ein solider journeyman war, aber nicht mehr.
Einspruch. Gegen Puritty hat Wladi so gut wie keinen harten Treffer kassiert. Er ist einfach immer wieder aus totaler Erschöpfung heruntergegangen.
@mr. orange
Auch Lewis war gegen Shannon Briggs am Boden, war aber im Gegensatz zu WK physisch und psychisch stabil genug, um wieder in den Kampf zu kommen und die Sache nach Hause zu bringen.
Hatte mittlerweile schon jemand geklärt, glaube ich? Lewis war gegen Briggs nicht am Boden, allerdings einmal deutlich angeklingelt.
@Franz
Entweder deine Uhr ist reif für den Mistkübel, oder aber du hast den zweiten Niederschlag gemeint, hier hat der Ringrichter tatsächlich neun Sekunden mit ein wenig, aber vertretbarer Zugabe gezählt.
Nein, ich meine den ersten Niederschlag. Man kann dort ziemlich leicht die Zeit stoppen, bis sich Wladimir wieder zum Kampf stellt, denn oben läuft ja die ZDF-Uhr mit (insofern die richtig geeicht ist
). Das sind knapp neun Sekunden ab dem Moment, wo Wladimir am Boden liegt. Dass der Referee danach nochmal die Handschuhe und die "Beinarbeit" des angeschlagenen Boxers überpüft, ist international Gang und Gäbe. Außerdem wird ein amtierender WM immer nochmal eher in den Fight zurückgelassen als ein sichtlich überforderter Herausforderer.
@herr rauschenbach
Schön das wenigstens einer den "objektiven" Bericht von der Titelseite in Frage stellt! Danke Franz. Der Bericht ist schließlich Jörgs Meinung und nicht vom neutralen Boxingpress Himmel gefallen. Ist schon hart wenn man als "Fan" dann einen "neutralen" Bericht verfassen soll, obwohl man erst vor Stunden den Untergang der Titanic miterleben durfte.
Ach Andreas, wieso unterstellst du im Rahmen der Diskussion bloß immer wieder gleich persönliche Motive? Das ist doch ein absolutes Totschlagsargument, das nicht zutrifft und keinen weiterbringt. Ich hatte kürzlich ja eine ähnlich gelagerte Diskussion mit Markus. Es ist völlig überflüssig, mir irgendwelche, wie auch immer geartete Fan- oder Hassmotive zu unterstellen, anstatt sich sachlich miteinander zu unterhalten. Das Witzige daran ist, dass es zuweilen vorkommt, dass mir die Klitschko-Fans vorwerfen, ich würde ihr Idol nieder machen und die Klitschko-Hasser das genaue Gegenteil davon. Man wird es nie allen Seiten rechtmachen können. Vielleicht könnte ja aber auch noch bei den letzten Lesern die Erkenntnis reifen, dass es weder Steffen noch mir bei BP um persönliche Motive geht. Aber gegenteilige Unterstellungen sind ja offensichtlich immer wieder ein dankbares Argument.
Das Witzige daran: Mir ist inzwischen so gut wie völlig schnuppe geworden, welcher Boxer einen Kampf verliert oder gewinnt. Ganz egal, ob deutsch, amerikanisch, russisch. So auch bei Wladimir. Hatte es ja schon an anderer Stelle mal geschrieben, mir ist mittlerweile das Fan-Sein größtenteils abhanden gekommen. Irgendwo finde ich es beneidenswert, wie sich viele von euch am Wochenende haben richtig freuen oder trauern können. Bei mir hat sich in dieser Hinsicht auch am Samstag kaum etwas gerührt, ich war negativ von Klitschko und positiv von Sanders *überrascht*, mehr nicht. Nagut, ich gebs zu, ich habe mal kurz laut gelacht.
Danach tat er mir ein wenig leid. Das hindert mich aber nicht daran, objektiv zu sein.
Es gibt nur noch wenige Fighter und Fights, die mich wirklich elektrisieren können. Und selbst eine weitere Niederlage meines erklärten Lieblings Arturo Gatti könnte ich inzwischen sehr leicht verkraften. Oder eine von Dariusz, den ich gern sehe (gelle, Markus?
).
Wenn ich jetzt den Spieß umdrehe, könnte ich dir vorwerfen, dass dir ja prinzipiell am liebsten wäre, wenn morgen alle Boxer hierzulande schwere, vernichtende KO-Niederlagen kassieren würden. "Dann hätte der ganze Spuk endlich ein Ende", sowas in der Richtung hattest du ja mal angedeutet. Wochenlang liest man von dir nichts, aber wenn es darum geht, auf deutschen Boxern oder auf angeblichen Parteilichkeiten herumzuhacken, bist du wahnsinnig schnell zur Stelle und haust drauf. Dir ist selbst BoxingPress, die mit Abstand kritischste Quelle im deutschen Berufsboxen zu unkritisch - das ist für mich einfach nicht mehr nachvollziehbar und läuft auf einer rein emotionalen Ebene ab, die ich nicht bereit bin, auf einem seriösen journalistischen Medium zu bedienen.
Wir bei BP sehen keinen Grund dafür, nur um der Schadenfreude willen auf einem klar geschlagenen Boxer herumzuhacken. Die Jungs bekommen bei ihren Siegen/ ihrer Gegnerwahl schon genug Kritik von uns ab. Wenn ein Boxer wie Wladimir Klitschko (oder jeder andere) verliert und sich danach sportlich fair und einsichtig verhält, gibt es keinen Anlass, irgendwelche Spottkübel über ihm auszugießen.
Ich versteh nicht wie man dennoch etwas postitives für WK aus dieser Niederlage/Entzauberung/Bloßstellung ziehen kann.
Kann man ja auch nicht. Klitschko hat in diesem Kampf alles falsch gemacht, was falschzumachen war. Er hat seine Schwächen für die ganze Box-Öffentlichkeit offengelegt. Das ändert jedoch nichts daran, dass er in seinen Kämpfen zuvor z.T. beeindruckende Leistungen geboten hat. Darunter war nicht nur Fallobst. Die Niederlage wird ihn zurückwerfen, aber es ist völliger Unsinn, ihn jetzt als Nichtskönner abzutun. Nenn' mir mal einen Top10-Schwergewichtler außer Jones, der noch nicht deutlich besiegt wurde. Vitali Klitschko vielleicht? Aha. Wenn Wladi aus der Niederlage lernt und seine Fehler abstellt, kann er gestärkt daraus hervor gehen. Genausogut kann er daran zerbrechen.
Wir müssen mal wieder davon wegkommen, dass nur ungeschlagene Fighter gute Fighter und von Interesse sind. Früher haben Niederlagen im Boxsport eine wesentlich unbedeutendere Rolle gespielt, sie gehörten einfach dazu. Ich sehe mir Fights von Rahman, Jefferson oder Tua auch dann noch gerne an, wenn sie schon einige Male verloren haben. Aber hierzulande zählt ja mittlerweile nur noch der "lupenreine" Rekord...
@Hannes und Franz
Ich werde gleich ein paar Postings von euch verschieben, wir sollten bitte hauptsächlich beim eigentlichen Thema bleiben.