Genau hier sehe ich eben ein "großes" Problem von Klitschko. Bitte nicht wieder falsch verstehen, Wladimir ist sicher ein sehr guter und talentierter Boxer, wie so viele andere Boxer auch. Er zählt zu den Top-Boxern im HW, aber zur sog. Lichtgestalt oder zum Überboxer, so es diesen Typ realistisch gesehen überhaupt gibt, fehlt ihm der letzte Funke Boxinstinkt, der eigene Kopf, Kreativität oder wie immer man das nennen mag.
Wladimir hatte ne glanzvolle Amateurkarriere, war Olympiasieger, Balado sei Dank.
Er war WM bei den Profis, hat über 40 Profifights und ist, betrachtet man allein seine Karriere, eigentlich an einem Stadium angelangt, wo andere schon wieder ans Aufhören denken.
Und jetzt sucht dieser Mann immer noch seinen eigenen Stil?
Tja, entweder ist WK ein Spätzünder oder es ist der letzte verzweifelte Versuch, übertrieben ausgedrückt.
Die Mehrheit der wirklich großen Boxchampions und Boxkönner hatten vor allem eins gemein: sie hatten einen eigenen Kopf und sie waren schwer zu steuern, wenn überhaupt. Klitschko dagegen ist angepasst, versucht das umzusetzen, was ein Trainer ihm rät. Das kann gut gehen oder auch nicht, aber die Lichtgestalten im Boxen haben und hatten ihr eigenes Gespür. Sie setzten nur selten irgendetwas um und wollten das auch nicht. Sicher, sie wechselten auch die Trainer, hörten sich viele Ratschläge an, probierten Dinge aus, aber sie schafften aus diesen ganzen Sachen etwas Neues, Unverkennbares und ihr eigenes Ding. Und genau diese Eigenschaft vermisse ich bei Klitschko, spätestens seit seiner Niederlage gegen Sanders. Er wirkt zu sehr gesteuert. Vor allem auch gegen Gegner, die er bei seinen Anlagen und seinen physischen Voraussetzungen eigentlich entzaubern müsste. Das ist mein Hauptkritikpunkt an ihm.
Ansonsten zählt er für mich einfach gegenwärtig zum Kreis der Weltklasse in diesem Gewicht wie eben ein Byrd, ein Rahman, ein Valuev, ein Brewster u.s.w. Amen.