Wenn es bei Beterbiev vs. Bivol oder Crawford vs. Spence plötzlich wegen irgendwelchen box-politischen Gründen nicht um Titel gegangen wäre, wären die Kämpfe rein aus sportlicher Sicht immer noch qualitativ extrem hochwertig gewesen, oder etwa nicht?
Bei 4 Wm-Titeln definiert eh der Boxer den Titel und nicht andersherum. (Daher sollte man sich nicht zu sehr auf Titel fokusieren, zumal Canelo viele hat(te).)
Sie hätten vllt. weniger Aufmerksamkeit, Prestige und Geld eingebracht, aber rein sportlich hätten sie nichts an Wert verloren, finde ich.
Das Ziel jedes Boxers ist es durchaus Weltmeister zu werden (und Geld zu verdienen). Für Weltmeister ist der Undisputed-Status dann nochmal ein besonderes Ziel. Wenn wir uns die letzten ganz großen Kracher anschauen, wie lauteten die? Beterbiev vs. Bivol, Crawford vs. Spence, Usyk vs. Fury. Alle Kämpfe eint der Undisputed-Status.
Wirkliche big fights sind doch in Regel mindestens Titelvereinigungen, da entsteht das Knistern, wenn beide Boxer was riskieren. Es gab natürlich auch große Kämpfe, die nicht den Undisputed-Status hatten. Canelo vs. Golovkin war so ein Fall, wo 2 P4P-Boxer gegeneinander kämpften, aber nicht sämtliche Gürtel auf dem Spiel standen.
Wenn man aber 2 P4P-Boxer gegeneinander stellt, dann ist die Wahrscheinlichkeit einfach sehr groß, dass es in dem Kampf um sehr viele Titel gehen wird. Sonst hätten sie den Status einfach nicht.
Auch wenn ich mich wiederhole: Benavidez nicht zu wählen, aber dafür Scull ist ein Hinweis, für wenig(er) sportlichen Ehrgeiz (eben wegen der Qualität des Gegners, unabhängig vom Titel). Canelo hätte locker den Benavidez-Kampf bekommen können, wenn er es gewollt hätte. Es ist bezeichnend, dass er sich für Scull (und vorher z.B. Charlo oder Berlange) entscheidet, oder sagen wir mal besser sich NICHT für Benavidez entscheiden will.
Zunächst hat sich Canelo ja nicht für Scull entschieden. Er ging Scull immer aus dem Weg, obwohl dieser Jahre hinweg Pflichtherausforderer war. Es steht ja nicht geschrieben, dass der Kampf nun kommt, aber durch den Titelstatus hat sich natürlich eine neue Komponente in der Frage ergeben.
Ansonsten habe ich das schon zuvor erwähnt. Ja, Canelo geht Benavidez aus dem Weg. Das wissen wir doch alle. Der Kampf hat einen guten Hype und würde vermutlich in Riad richtig viel Cash abwerfen, dennoch besteht die Bereitschaft dazu nicht. Benvaidez boxt nun im Halbschwergewicht und hat dort einen wichtigen Kampf nun vor sich. Canelo hingegen sondiert seine Möglichkeiten im Supermittelgewicht und forciert dort was.
Es bringt jetzt nichts jeden Gegner von Canelo irgendwie schlecht zu reden, weil es nicht Benavidez ist. Was hat denn der Gegner damit zu tun? Ich kann zum Beispiel argumentieren, dass Canelo Benvaidez duckt... wodurch er sportlich in einer P4P-Auflistung nichts zu suchen hat. Okay, kann man so sehen. Aber dadurch wird ein Titelvereinigungskampf/Undisputed Kampf gegen IBF-Weltmeister Scull nicht schlechter. Der Kampf ist mehr als ordentlich. Ungeschlagener Kubaner, IBF-Titelträger, Kandidat für die Top 5 der Gewichtsklasse. Wenn man sich von der Benavidez-Frage loslöst, dann ist das ein guter Gegner.
Man nehme mal TBRB heran.
Die führen noch Benavidez auf Platz 1, der aber eigentlich im Halbschwergewicht gelistet werden müsste. Laut deren Ranking ist Scull also die Nummer 4. Plant hat Canelo schon geboxt, der kommt nicht in Frage, dann bliebe ja nur noch Iglesias und Mbilli. Das sind gute Namen, die kann man natürlich sich wünschen. Scull hat aber den IBF-Status, wodurch er doch sportlich betrachtet doch die naheliegendste Option darstellt. Er kann auf keinen Fall schlechter betrachtet werden.