In Argentinien ist es immer kompliziert, wir sind das gewohnt und leben damit. Die Leute kennen sich mit Krisen aus. Im Vergleich zu Europa mag das Land chaotisch erscheinen, aber der Argentinier ist daran gewöhnt, dass es Höhen und Tiefen gibt, und auf ein Tief immer ein Hoch folgt. Das genießt man dann - in dem Wissen, dass das nächste Tief nicht weit weg ist. So ist es immer schon gewesen. Meine Eltern beispielsweise machten vier, fünf oder sogar noch mehr Krisen durch. Es gibt im Grunde alle zehn Jahre eine. Trotzdem ist der Argentinier ein rundum glücklicher Mensch.
Nirgendwo blieben Sie länger als in Frankfurt, fünfeinhalb Jahre. Woran liegt das?
Ich hätte 2015 von Hoffenheim nach Österreich oder England wechseln können, Frankfurt war wirtschaftlich betrachtet gar nicht die beste Option. Aber ich entschied mich für die Eintracht. Die Atmosphäre im Stadion, die Leidenschaft der Fans, das hat etwas von argentinischen Verhältnissen. Im Januar 2013 war mein erstes Spiel in Deutschland mit Hoffenheim in Frankfurt. Ich schaute mir von der Ersatzbank aus die Fans und die Kulisse an - das war unglaublich, unfassbar. Das ganze Spiel lang machten sie Stimmung und pushten ihre Mannschaft nach vorne. Da dachte ich: "Mensch, es wäre eine tolle Sache, eines Tages bei der Eintracht zu spielen." Zweieinhalb Jahre später kam das Angebot.
Durch die Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht lag es allerdings in der Natur der Sache, dass das Thema in der Öffentlichkeit blieb. Wie erlebten Sie diese Zeit?
Zum Glück verstehen meine Eltern kein Deutsch. Ich bin doch kein böser Mensch! Die Leute, die mich kennen, wissen, wie ich bin und wie ich ticke. In einem Spiel geht es um alles, und ich bin ein temperamentvoller, emotionaler Spieler. Da ist mir der Gegner egal. Ob ich gegen meinen Bruder spiele oder gegen meine Mama: Um zu gewinnen, werde ich alles tun. Selbst meinen Sohn lasse ich beim Kartenspielen nicht einfach so gewinnen. So bin ich. Aber über die sozialen Netzwerke bekam ich selbst von Kindern böse Nachrichten und Kommentare. Zwölf-, Dreizehnjährige schrieben mir: "Ich bringe dich um!" Da sehe ich auch die Eltern in der Pflicht, ein Auge auf ihre Kinder zu haben. So etwas darf nicht passieren.