Ich bin ja ehrlich und seit langem ein Befürworter eines Tempolimits. Muss ja nicht 120 oder 140 sein, bei der heutigen Technik und der Leistungsfähigkeit von durchschnittlichen Fabrikaten auf einer deutschen Autobahn.
Doch spätestens bei 160 km/h sollte dann auch mMn vernünftigerweise Schluss sein.
Das Problem sind doch die gewaltigen Geschwindigkeitsunterschiede zwischen bspw. einem Convoi von Containertrucks, Kiesschleppern und Tankern an Steigungen mit allerhöchstens 80 km/h auf rechts, einem Twingo oder Daihatsu Cuore mit sturen und penetranten 120 km/h in der Mitte und den sich gegenseitig oder im Pulk jagenden Audi A4 und 5er BMW mit 220 km/h und Xenon-Lichthupe auf der linken Spur.
Das Fahren ist bei entsprechendem Betrieb für jeden Teilnehmer aus jeder Rubrik extrem unentspannt, ärgerlich und stressig, entweder aufgrund der "verschenkten" Leistung oder der Panik, dass von hinten ein eventuell extrem schnelleres Fahrzeug unterwegs sein kann. Dabei bringt dieser große Leistungsunterschied kaum etwas, außer vielleicht der Sicherheit jederzeit noch 'ne Schüppe Tempo drauflegen zu können, um einen Überholvorgang möglichst kurz zu halten. Zeitlich gesehen (und wirtschaftlich sowieso) gibt eine unbegrenzte Raserei kaum Vorteile, zumal auf vielbefahrenen Strecken und Baustellen und Staus ohnehin schon staatliche oder natürliche Grenzen gesetzt sind.
Ich bin beruflich recht regelmäßig mit einem Ford Transit-Bus unterwegs und diese Minivans sind nun einmal recht flott. Fahre damit z.B. oft von Köln nach Wuppertal über A 3 und A 1 und natürlich ist das doof, wenn ich mit der schwammigen Kiste auf die 3. Spur ausweichen muss, weil ein Kia oder ein Corsa auf der Mittelspur Mittagsschläfchen hält.
Ich fahre immer extrem vorausschauend und schaue daher fast genauso lange in die Rück- und Außenspiegel, wie geradeaus.
Dennoch kommt es immer wieder zu fiesen Situationen, wo einfach alles stimmen muss, d.h. auch schön alle beteiligten Kandidaten das Richtige tun.
Mein "Rekord" liegt bei ca. 35 Minuten bei freier Bahn, gutem Wetter und wenig Verkehr, gnadenlosem "Geheize" mit 140 oder 160, als es möglich war, trotzdem ca. die Häflte der Strecke durch Köln-Ring und Dauer-Baustelle vor und hinter Remscheid tempobegrenzt ist. Das andere Extrem sind anderthalb Stunden (Stau). Ansonsten beträgt der Schnitt ugf. 45 Minuten, egal wie ich rumschleichen muss oder ich den Kasten höchst gestresst prügele.
Hingegen ist das Autofahren während dienstlicher Hollandfahrten recht relaxt und sozusagen cruisen zu nennen, weil da ein Tempolimit von 130 km/h herrscht und man recht stressfrei die Spuren wechseln kann, ohne dass evtl. die Drohung eines Porsches von hinten reingerauscht kommt.
Dort wiederum kann und darf und sollte man sich auch erlauben, auf der "sicheren" Mittelspur (von mindestens dreien) zu bleiben, um ja nicht eine ortsfremde, kurzfristig angekündigte, sowie meist jähe Abzweigung oder Autobahntrennung zu verpassen.
Ich musste dort auch schon einige Male kurzfristigst von der fünften linken Spur auf die rechte erste wechseln, weil sich da plötzlich die richtige Autobahn auftat. Aber es war möglich - aufgrund der marginalen Geschwindigkeitsunterschiede - was hierzulande schon mal gar nicht gegeben gewesen wäre.
Natürlich genieße ich es auch, privat und mit schnellerem Gefährt, hinter Krefeld und auf der A 57 dank freier übersichtlicher Bahn so richtig Kilometer zu machen.
Aber ich erinnere mich auch oft an den Moment, als ich Beifahrer bei einem früheren Bekannten (kein "Kumpel") in dessen Escort XR Turbo und 220 Sachen auf der linken (und lediglich zweiten) Überholspur der Eifelbahn war. Gähnend leer, bis auf einen schleichenden Renault 12 auf der rechten Seite. Der aber (Sekundenschlaf?) plötzlich nach links driftete und wo meinem früheren Bekannten nichts anderes blieb, als zu hupen, denn bremstechnisch waren wir praktisch schon hintendrauf. Das kann ich nur deswegen jetzt noch schreiben, weil der Renault-Opa noch gerade eben rechtzeitig aufgewacht ist und wieder nach rechts.