Find' ich völlig übertriebene Kritik.
Turniere im Kampfsport sind immer anfällig für solche Probleme! Dafür können die Veranstalter nichts.
Entweder man schiebt alles nach hinten, oder man versucht kurzfristig das Beste aus der Situation zu machen.
Aber im September soll ja bereits die neue 'Saison' starten. Zu weit nach hinten schieben geht darum ja auch nicht.
Was hätte man hier tun sollen?
Das Halbfinale eins-zwei Monate nach hinten verschieben?
Was wenn Brähmer beim späteren Termin wieder ausgefallen wäre? Das wäre dann das Fiasko.
Schön wäre natürlich, wenn Groves auch das Finale boxen kann. Und ein Groves-Smith Finale ist natürlich das was alle sehen wollen (auch die Veranstalter).
Aber was wenn Groves wirklich für längere Zeit ausfällt? Was wäre dann eine 'gute Lösung'?
Eubank Jr. ein Finallos geben? Kritiker: Der hat verloren im HF. Farce.
Irgendein ein guter Titelträger versuchen zu verpflichten, wie Benavidez oder Ramirez (würd' wohl eh nicht zu Stande kommen)? Kritiker: Was ist denn das für ein Turnier, wo ein eigentlicher Turnierfavorit sich schonen kann und dann einfach ein Freipass für's Finale kriegt. Farce.
Brähmer ein Finallos geben? Kritiker: Der hat das HF abgesagt und kann jetzt doch ins Finale. Farce.
Warten bis Groves vollständig geheilt ist? Kritiker: die neue Saison hat bereits angefangen und die alte Saison ist noch immer nicht fertig? Was für eine Farce. (Und was wenn Groves oder der andere Finalteilnehmer noch zum späteren Termin ausfallen?)
Was hättest du als Turnierveranstalter gemacht?
Warum ist ein Datum für ein neues Turnier überhaupt schon fest eingeplant, wenn man doch mit solchen Verzögerungen rechnen muss? Willst du einen Nicht-Boxer im Halbfinale sehen, von dem du vermutlich noch nie was gehört hast und der nichts dafür geleistet hat? Ein Ersatzmann für Groves, der zwei starke Boxer schlug, um ins Finale zu kommen, würde den gesamten Turniersieg entwerten. Was ist der Titel dann wert? Und was hab ich als Fan davon? Und das alles, weil Brähmer erkältet ist und Groves eventuell ein paar Wochen länger braucht um sich zu regenerieren?
Das SuperSix hatte auch Probleme. Dirrell wollte nicht mehr, Taylor ist ausgestiegen, Kessler hatte was am Auge, Froch drohte mit dem Ausstieg, wenn der Kampf gegen Abraham in Deutschland stattfindet, etc...
Die haben es auch hinbekommen, notfalls dann eben wirklich mit Ersatzmännern wie Glen Johnson oder Allen Green.
Wir reden aktuell nicht von langwierigen Verletzungen oder Situationen, in denen man einen Boxer wirklich mal zur Seite nehmen müsste, um ihn zu fragen, inwieweit das hier alles noch Sinn ergibt, weil er schon zwei Kämpfe abgesagt hat. Da könnte man sich immer noch über einen Ersatzmann oder eventuell auch 'Lucky Loser' Gedanken machen. Es geht hier aber lediglich um eine ausgekugelte Schulter und eine Erkältung. Und hier hemmungslos und willkürlich einen Ersatzmann, der noch nicht mal professionell boxt, als 12 zu 1 Außenseiter ins Halbfinale einsteigen zu lassen, ist für mich schlicht das falsche Mittel der Wahl. Der Kampf interessiert mich null. Wäre Brähmer wirklich nicht bereit gegen Smith zu boxen, könnte man immer noch über einen Ersatzgegner reden. Eine sportlich halbwegs nachvollziehbare Lösung sollte das dann aber schon darstellen.
Dass man einen gewissen Rahmenplan einhalten möchte ist absolut löblich. Aber ein bisschen Feingefühl könnte hier auch nicht schaden. Groves liefert im Halbfinale einen absoluten FOTY-Kandidaten, kugelt sich dabei die Schulter aus und fragt um ein paar Wochen Aufschub des Finales. Darauf mit "Pech gehabt, wir nominieren einfach Nicht-Boxer XY nach! Der ernten jetzt den Lohn deines Halbfinalsieges." zu reagieren, zum Glück (noch) nicht der Fall, ist für mich kein Feingefühl.