Fünf Schweizerinnen waren in Wimbledon im Hauptfeld vertreten, so viele wie seit 2002 nicht mehr. Aber nach der Startrunde sind von dem Quintett nur noch Belinda Bencic und Viktorija Golubic in der 2. Runde dabei.
Jil Teichmann schied gegen Anastasia Potapova nach Satzführung auf bittere Art und Weise aus. 4:3, 40:0 stand es aus der Sicht von Teichmann im 2. Satz. Dann folgte ein Punkt, der an Kuriosität kaum zu überbieten war. Sie war dem Break mehr als nahe. Potapova brachte den Ball nur mit einem sehr hohen Lob zurück, doch der prallte in hohem Bogen auf die Netzkante und erwischte die verblüffte Teichmann. Es sollte der Anfang der Wende sein. Zuvor hatte nichts darauf hingedeutet, dass sie ihr Wimbledon-Debüt nicht mit einem Sieg krönen würde. Aber während sie sichtlich an der verpassten Chance zu kauen hatte, fing sich Potapova, die zuvor sehr fehlerhaft agiert hatte, gerade im richtigen Moment, sicherte sich den zweiten Durchgang und legte so den Grundstein zum Sieg.
Viktorija Golubic meisterte ihr Auftaktspiel gegen die Polin Iga Swiatek (WTA 65) erfolgreich (6:2, 7:6(3) und zog zum zweiten Mal in ihrer Karriere in die 2. Runde in Wimbledon ein. Dort trifft sie nicht wie erwartet auf Naomi Osaka, sondern auf Yulia Puntintseva, die sich in zwei Sätzen gegen die Japanerin durchsetzte.
Belinda Bencic ist überzeugend ins Turnier gestartet. Gegen Anastasia Pavlyuchenkova geriet sie nie ernsthaft in Bedrängnis und setzte sich mit 6:2, 6:3 durch. Sie präsentierte sich von Beginn weg konzentriert und zeigte sich auf ihrer Lieblingsunterlage äusserst spielfreudig. Dank zwei Breaks sicherte sie sich den Startsatz souverän. Diesen Schwung nahm sie in den zweiten Durchgang mit und holte sich satzübergreifend 7 Games in Serie. Zwar musste sie die Russin in der Folge aufholen lassen, doch liess sie sich davon nicht aus der Ruhe bringen.
In der 2. Runde trifft Belinda auf Kaia Kanepi (WTA 76), die Stefanie Vögele in drei Sätzen bzwang. Dabei fehlte bei der Schweizerin nicht viel, und sie hätte 10 Jahre nach ihrer 1. Teilnahme im Haupttableau von Wimbledon den 1. Sieg feiern können. Leider liess sie gegen Kanepi eine grosse Chance liegen und unterlag der Estin 7:5, 5:7, 4:6.
Auf verlorenem Posten stand auch Timea Bacsinszky. Sie musste sich mit Sloane Stephens der Weltnummer 9 stellen. Diese Hürde erwies sich als deutlich zu hoch. Bacsinszky, die nach einer Verletzungspause eine schwierige Zeit hinter sich hat, verlor in gut einer Stunde 2:6, 4:6.
Was auffällt ist, wie eng das Schweizer Frauenteam in den letzten Jahren zusammengerückt ist. "Wir sind nicht nur während der Fed-Cup-Woche ein Team, sondern das ganze Jahr über", sagte Belinda Bencic stellvertretend. Auch in Wimbledon ist dieser Kitt zu spüren. Man lacht, trainiert und trinkt gemeinsam Kaffee. Auslöser dieser positiven Gruppendynamik war respektive ist der Fed Cup. Mehrere Wochen pro Jahr sind die Einzelsportlerinnen als Team unterwegs. Captain Heinz Günthardt ist es gelungen, aus den verschiedenen Charakteren eine homogene Gruppe zu formen. "Transparenz und Ehrlichkeit stehen bei uns an oberster Stelle. Seit bei uns diese Kultur herrscht, funktioniert es bestens. Das haben wir auch Heinz zu verdanken", lobte Timea Bacsinszky.