Stimme dir da voll zu, wobei ich Barty nicht als Spielerin mit ATG-Format sehe. Sie ist eine starke Spielerin, deren Spielstil etwas anders war als derjenige, den die meisten anderen Damen spielen, was mitunter sicher eines ihrer Erfolgsrezepte war und es war eine Freude ihr zuzusehen. Man muss aber auch sagen, dass ihr die mangelnde Qualität in der WTA-Spitze etwas entgegen kam. Ich weiß, das klingt immer so abwertend, aber ich würde das schon so einschätzen, wenn ich mir die Topspielerinnen der letzten Jahre so ansehe. Barty will ich da gar nichts wenig nehmen. Die hat ihre Championsqualitäten unter beweis gestellt und zugepackt, wenn sich die Chance ergab. Die WTA war mMn schon vor Bartys Erfolgen in einem schwächelnden Zustand und das ist schon länger so. Bzw zum Teil war es auch so, dass zwar große Qualität in Form von Spielerinnen mit viel Potenzial da war, aber diese aus unterschiedlichen Gründen keine Konstanz hinbekamen. Und bevor mir jetzt jemand gleich aufs Dach springt: Ja, Barty ist eine absolute Topspielerin und ja, sie wäre auch zu einer anderen Zeit erfolgreich gewesen, aber sie hätte dort für die Erfolge, die sie jetzt schon hat, deutlich länger gebraucht. Ich sehe Barty von der Stärke her beispielsweise sicher nicht besser als eine Clijsters, da würde ich vom Gesamtpaket eher zu der Belgierin tendieren, aber Barty hätte Clijsters vermutlich überholt auf lange Sicht. Barty hat ja z.B. auch deutlich mehr Wochen an #1 als eine Clijsters. Die Wochen an #1 waren für die Australierin schon etwas schmeichelhaft, wenn man sich anschaut, wer da zum Teil hinter ihr ist.
Sehr auffällig sind bei diesem Rücktritt die vielen Parallelen zu Justine Henin. Die Belgierin beendete 2008 auch völlig aus dem Nichts, im Ranking haushoch führend, ihre Karriere und auch sie war 25. Von Henin kamen damals ähnliche Sätze a la "Ich spüre das Feuer nicht mehr in mir." Übrigens hat sich auch Henin damals direkt aus dem Ranking streichen lassen, was ich auch nicht verstanden habe. Beide haben auch ähnliche Charaktereigenschaften...beide waren keine Glamourgirls, haben den Sport Tennis zwar sehr geliebt, aber hatten mit dem ganzen Drumherum der WTA wenig am Hut. Ich würde Barty im Vergleich aber als offener und empathischer einstufen als die damalige Henin. Barty ist ja durchaus beliebt auf der Tour. Henin meinte damals übrigens, dass ihre Entscheidung definitiv sei und sie nicht wieder zurückkommen werde. 1,5 Jahre später kam sie doch wieder, allerdings nur für ein halbes Jahr. Clijsters kam als Mutter wieder und war dann sehr erfolgreich. Daher halte ich ein Comeback auch bei Barty für nicht unrealistisch. Wenn sie beispielsweise mit 28 wieder zurückkommt, wäre sie schnell wieder konkurrenzfähig und könnte vermutlich noch um große Titel mitspielen. Sie sollte sich halt nicht so viel Zeit lassen, wie Clijsters bei ihrem zweiten Comeback nach 8 (!) Jahren.
Bei Clijsters frage ich mich, warum sie das überhaupt nochmal gemacht hat.
Ist natürlich die Frage, was passiert, wenn Barty Mutter wird. Da ändert sich natürlich einiges, wobei eine Clijsters und Serena gezeigt haben, dass man auch mit Kind noch erfolgreich sein kann.
Eins ist auf jeden Fall klar: Bartys Rücktritt ist ein schwerer Verlust für die ohnehin schon etwas kränkelnde WTA. Qualität ist nach wie vor da, aber gewisse Damen müssen es auch mal auf die Kette bekommen.