Birdman
Vorweg: hat den überhaupt schon jemand gesehen hier? Ich glaube zumindest, bisher keine Bewertung gelesen zu haben, aber ich kann mich natürlich täuschen. Kam ja erst ganz spät hier nach Deutschland, warum auch immer.
Habe den Film übrigens in OmU gesehen - ohne Untertitel hätte er mir evtl noch besser gefallen, aber besser als die Alternative deutsch war es trotzdem.
Zunächst einmal muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich bisher erst einen Iñárritu Film gesehen habe. 21 Gramm. Amores Perros und Babel wollte ich schon häufiger sehen, bin aber bisher nicht dazugekommen. Aber der Kumpel, mit dem ich im Kino war, hat all seine Filme gesehen und hat mir meinen Eindruck bestätigt: das ist ein eher untypischer Film für Iñárritu.
Der Film ist, auf angenehme Weise, etwas besonderes. Vordergründig eine Satire, im Prinzip aber eine Charakterstudie, die mit kaum sichtbaren Schnitten und mit einem sehr ungewöhnlichen Score daherkommt (die Oscars haben es abgelehnt, den Score zu nominieren, finde ich ein wenig kleinkariert, ehrlich gesagt) - nämlich einfach "nur" Trommeln. Diese beiden Elemente machen den Film die ganze Zeit (für mich angenehm) hektisch, ohne dass in der Handlung wahnsinnig viel passiert. Aber eben auch nie langatmig. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt.
Michael Keaton wird für seine Leistung mit Lob überschüttet, was ich jetzt nicht komplett nachvollziehen kann. Er spielt die Rolle wirklich gut, so ist es nicht, aber ich finde Edward Norton besser. Habe die anderen Oscar Kandidaten noch nicht gesehen, kann schon sein, dass er der beste ist. Aber es würde mich ehrlich gesagt wundern. Ich verstehe, dass er nominiert wird, aber dass er der Favorit ist - nunja.
Wie bereits erwähnt ist Norton großartig. :thumb: Spielt ja angeblich auch "sich selbst", wie Keaton, wenn auch natürlich überzeichnet. Aber er soll ein schwieriger Schauspieler sein und den spielt er in Birdman mit Bravour. Schön, mal wieder einen Norton in Höchstform zu sehen. Fand den in den 90ern gigantisch (Zwielicht, Fight Club, American History X - für all diese Rollen hätte er den Oscar bekommen können, wenn nicht gar müssen), war mein Lieblingsschauspieler, aber dann hat seine Filmauswahl mMn drastisch nachgelassen. Nach 25th hour habe ich keinen Film mehr von ihm gesehen. Wobei er dieses Jahr ja, anscheinend, gleich doppelt zurückkommt, in Grand Budapest Hotel soll er, laut meinem Kumpel, auch großartig sein.
Am Ende ist die Story des Films ein wenig dünn und es gibt ein bisschen wenig Handlung (für meinen Geschmack), um ein totales Meisterwerk zu sein. Aber es war sehr kurzweilig und die Erzählstruktur mit den kaum sichtbaren Schnitten ist innovativ und funktioniert für mich. Würde den Film daher auf jeden Fall weiterempfehlen, man sollte die investierte Zeit nicht bereuen.
8,5/10