Szenenwechsel, Pressekonferenz, nur zehn Minuten nach dem Matchball. Kyrgios, Mimik: hierauf noch weniger Lust, lässt seine Tasche und Schuhe mitten im Weg fallen - und als man sich schon auf eine Presserunde im Sinne von Bernard Tomic gefasst macht (der es in Paris auf ganze 64 Wörter bei 10 Fragen brachte), überrascht Kyrgios mit ausführlichen und offenen Antworten.
"Ehrlich gesagt, habe ich heute schrecklich gespielt. Ich habe okay aufgeschlagen, das hat mich vermutlich im Match gehalten. Sonst habe ich nichts hinbekommen. Mein Ellenbogen fühlt sich gut an nach der Pause, das ist das Positive. Es ist ja zweieinhalb Monate her, dass ich mein letztes Einzel gespielt habe. Ich habe mich nicht gut gefühlt, das war aber zu erwarten. Hoffentlich wird das morgen besser. Aber ja, heute was es eher Durchschnitt."
Kyrgios schien nun, auch wenn man es absolut nicht in seinem Gesicht erkennen konnte, besser drauf als auf dem Platz. "Das Turnier ist großartig. Und natürlich freue ich mich, mein erstes Match gewonnen zu haben. Gewinnen ist besser als verlieren, das Selbstvertrauen nehme ich mit."
Nach dem tollen Start ins Jahr sei alles "ein Durcheinander" gewesen, dann habe er sich verletzt. "Die letzten drei Monate waren brutal. Ich konnte nicht mal nach Hause, weil dort keiner zum Trainieren war. Ich musste zu Turnieren, ohne spielen zu können. Und von zu Hause weg zu sein, ohne spielen zu können, ergibt keinen Sinn", so der Mann aus Canberra, der so heimatverbunden, heimatliebend und heimat-brauchend ist wie wenige andere Spieler.
Für seinen Gegner, den frustrierten Maxi Marterer, gab's auch nur gute Worte. "Ich habe mit ihm bei den Junioren gespielt. In Paris war er großartig. Er wird sehr sehr gut werden. In den kommenden Jahren wird er eine ernsthafte Gefahr sein." Und als ob dem noch nicht genug wäre: "Er wird eine massive Karriere hinlegen. Er ist erst 22. Er wird sehr gut werden. Er ist ja schon gut."
Und dann gibt Kyrgios, der an diesem Tag so planlos, so ziellos, so verloren wirkte, und der doch von allen als größtes Talent im Tennis gepriesen wird, noch ein Ziel aus. Was er in Wimbledon, wo er 2014 Rafael Nadal geschlagen und erstmals die große Bühne für sich entdeckt hat, in 2018 erreichen wolle? "Ich spiele dort, weil ich gewinnen will." Und was er erwarte? "Zu gewinnen."
Und womöglich weil man während seines gesamten Matches in Stuttgart über die Gründe für alles spekulierte, klärt einen Kyrgios auf: "Deswegen spiele ich Tennis."
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