Noch würde ich Zverev auf Sand stärker sehen als auf Rasen, denn seine Schwächen lassen sich auf Rasen einfacher nutzen, aber aus meiner Sicht dreht man an den richtigen Schrauben, so dass Zverev irgendwann auch in Wimbledon ein Faktor werden kann..
Ich kann dir in allen Punkten zustimmen, aber diesen sehe ich nachwievor anders. Ich sehe A. Zverev auf Hartplatz am stärksten. Rasen ist sein zweistärkster Belag. Auf Sand sehe ich die größten Schwierigkeiten bei ihm, auch wenn die Unterschiede insgesamt nicht groß sind. Er ist, wie schon häufiger erwähnt, ein Allrounder, dessen Spiel auf allen Beläge seine Vor- und Nachteile hat.
Du konzentrierst dich in Hinblick des Rasens zu sehr auf seine Schwächen, die auf Rasen meiner Meinung nach gar nicht so extrem Geltung kommen, da die Bälle auf Rasen mittlerweile recht hoch abspringen und er seinen Körperschwerpunkt trotz seiner Größe nicht allzuweit nach unten verlagern muss. Sein Netzspiel ist das größte Problem auf Rasen, aber auch da sei gesagt, dass 90-95 % der Ballwechsel auf Rasen von der Grundlinie ausgespielt werden. Die Netzangriffe können natürlich dennoch entscheidend sein, aber es ist für ihn auch kein gravierendes Problem, da er auf von der Grundlinie so extrem gut ist.
Wichtiger ist, dass Zverevs Stärken auf Rasen und auch auf Hartplatz am besten zur Geltung kommen. Sein Aufschlag und seine flachen, sehr schnellen und harten Grundschläge sind auf Rasen und Hartplatz einfach noch größere Waffen als auf Sand, obwohl auch auf Sand heute schneller als früher gespielt wird.
Spielt er auf Sand, kann er sicherlich auf Top Spin umstellen und auch der hohe Absprung des Balles auf Sand kommt seiner Größe entgegen. Allerdings wird auch die Geschwingkeit seiner Grundschläge gebremst. Die größte Schwierigkeit für A. Zverev auf Sandplatz ist, dass die Ballwechsel dort längern dauern und diese Lauferei ist Gift für einen Spieler seiner Größe. Das wurde besonders in den Spielen gegen Thiem deutlich.
Logisch verstehe ich dein Argument auch nicht. Er war bisher bei keinem Grand Slam-Turnier ein Faktor, was heißt, dass auf allen Belägen an bestimmten Schrauben seines Spiels gedreht werden müsste. Das führt uns aber zu Zverevs größten Schwachpunkt im Spiel. Seiner Ausdauer. Er kann körperlich noch immer nicht ganz mit den Top-Spielern mithalten, weshalb er auch dieses noch kein Favorit bei den Grand Slam-Turnieren sein wird. Mit dem Netzspiel hat das weniger zu tun. Das wird mir zu sehr aufgebauscht, wenn man mal bedenkt, dass Djokovic dreimal Wimbledon gewinnt, ohne ein herausragendes Netzspiel zu haben, auch wenn jenes noch besser ist als das von Zverev.
Da es so wenige Rasenturniere gibt, ist es leider sehr schwierig, seine Ergebnisse auf Rasen mit den Ergebnissen auf anderen Belägen zu vergleichen. Dennoch hat er auf Rasen die beste Siegquoute und sein bisher einziges 500er-Finale auf Rasen auf bestritten. Sprich, seine höchste Punktzahl im Ranking Breakdown ist durch ein Rasenturnier zustande gekommen, obwohl es so wenig Turniere auf Rasen gibt. Er hat zudem Federer auf Rasen besiegt, war aber auf Sand relativ chancenlos gegen ihn, da er von rechts nach links geschickt wurde. Insgesamt sind seine Ergebnisse auf allen Belägen auf einem sehr ähnlichen Niveau.
Im Junioren-Bereich war es genau so. Er stand im French Open-Finale, während er in Wimbledon verletzt aufgeben musste. Zuvor stand er jedoch in Roehampton, einem Vorbereitungsturnier von Wimbledon, im Finale, wo er lediglich gegen den zwei Jahre älteren Kyrgios verlor.
Was auch in Betracht gezogen werden muss, sind die Bälle, mit denen gespielt wird. Wenn die Bälle sehr schwer sind, flach abspringen und das Spiel langsam machen, hat er seine größten Probleme. Das ist der Fall in Rotterdam. Die Bedingungen in Halle passen ihm daher deutlich besser als in Rotterdam. Letztlich spricht nicht viel dafür, dass Zverev auf Sand stärker ist als auf Rasen. Sein Niveau auf den beiden Belägen unterscheidet sich kaum. Leichte Vorteile sind aber eher auf Rasen auszumachen.
Seine Netzangriffe haben mir gestern übrigens besser gefallen als die letzten Monate, auch wenn da immer noch sehr viel Luft nach oben ist.