Furys Legacy hat mittlerweile mehr als einen Knacks bekommen.
1. Er hat den Kampf gegen Usyk zunächst im wohl größten "Duck" in der Geschichte des Schwergewichtsboxens vermieden. Wer hat denn bitteschön jemals einen Kampf um alle Schwergewichtsgürtel sausen lassen, wenn es dabei zudem noch um Kampfbörsen im zigfachen Millionenbereich ging?
2. Als der Aufschrei der Boxfans dann allerdings doch zu groß wurde, willigte Fury schießlich ein. Er drängte jedoch auf einen Kampftermin im Dezember, wissend, dass Usyk nicht im Dezember boxen wollte, und bot Usyk zudem einen völlig unfairen 70/30-Split und machte sich noch darüber lustig, dass Usyk dieses Angebot tatsächlich akzeptierte.
3. Gegen den Nicht-Profiboxer Ngannou blamiert sich Fury bis auf die Knochen. Man konnte Fury in dem Kampf knapp nach Punkten vorne haben. Hätte der Ringrichter jedoch den Ellenbogenschlag von Fury korrekt geahndet, dann wären das mindestens zwei Punktabzüge, wenn nicht gar eine Disqualifikation gewesen. Ein Ringrichter, der nicht erkennt, wenn ein Boxer bestenfalls halbherzig und semi-talentiert einen Ellenbogenschlag als missglückten "Follow-Through" beim Schlagen tarnt, hat seinen Beruf verfehlt. Das war einfach pure Absicht.
4. Fury merkt nach dem Ngannou-Kampf, dass er mehr Vorbereitungszeit für Usyk braucht und ein Kampftermin im Dezember Usyk weit mehr in die Karten spielen würde als umgekehrt. Folglich will Fury auf einmal nichts mehr davon wissen, dass er bezüglich der Kampfplanung irgendein Mitspracherecht hätte und "überlässt" fortan alles Weitere diesbezüglich seinem Management.
5. Auch die verlängerte Vorbereitungszeit reicht nicht aus und Fury erleidet "unglücklicherweise" beim Sparring einen Cut. Wie auch immer das mit Kopfschutz funktioniert... Jahre zuvor bezichtigte Fury noch David Haye des "Duckings", als dieser mit exakt der selben Ausreden seinen Kampf gegen Fury absagte.
5. Joshua knockt mit Wallin und Ngannou zwei Männer spektakulär aus, mit denen Fury große Probleme hatte.
6. Parker schickt Wilder, der Höhepunkt in Furys Kampfrekord, mit 120-108 nach Hause und klingelt diesen dabei mehrfach an, ohne selbst auch nur einen harten Treffer nehmen zu müssen. Auch wenn ich nicht glaube, dass Wilder noch mit 100%-iger Ernsthaftigkeit trainiert, sieht das auf dem Papier schon sehr bitter aus für Fury.
Eine Niederlage gegen Usyk käme zu diesem Zeitpunkt einem sportlichen Totalschaden für Fury gleich. So unerträglich selbstgefällig, wie Fury mittlerweile geworden ist, hätte er es auf jeden Fall verdient.