Green wurde beraubt. Allerdings in erster Linie von sich selbst und seiner Unerfahrenheit. Tatsache ist, dass er im Eifer des Gefechtes mit dem Kopf gestoßen hat. Das ist ein Foul, das unter Umständen zu einer DQ führen kann. Dieses Foul hätte Green auch nicht nötig gehabt.
Meine Punktwertung zu diesem Zeitpunkt:
Runde Beyer vs Green
1) 8 vs 10
2) 8 vs 9
3) 9 vs 10
4) 9 vs 10
5) 10 vs 7
Im Grunde hat sich Green die DQ also selbst zuzuschreiben. Insoweit sind die Diskussionen zur Entscheidung also überflüssig. Beyer war bereits von einem Cut gezeichnet und es wäre vermutlich nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der Kampf abgebrochen worden wäre. Ein erfahrener Boxer hätte hier einige Runden erst einmal den Cut „bearbeitet“, den Champion kommen lassen und auf Distanz geboxt, um Kraft und Kondition zu sammeln. Das Green boxerisch dazu in der Lage ist, konnte man sehen. Wie gesagt können in der Hitze des Gefechtes solche Fouls schon passieren. Ich möchte Green hier nicht unbedingt böse Absicht unterstellen. So was kommt schon bisweilen mal vor, auch wenn es andere für unfair halten. Ich denke eher, Green wollte sich revanchieren, denn vorher gab es eine Szene, in der Beyer den Kopf etwas tiefer hielt, was zu einem Cut bei Green führte. Dumm halt nur, dass der Kopfstoss das Ende brachte. Man kann das ganze zwar unsportlich nennen, aber das ist Profiboxen. Einige kämpfen immer mit Tricks und Fouls und sich darüber beschweren ist müßig. Als Weltmeister sollte man auch mit entsprechenden Gegenmaßnahmen vertraut sein und nicht ausschließlich auf eine faire Kampfweise des Gegners hoffen.
Nach meiner Meinung bot der Ringrichter eine schlechte Leistung. Den absichtlichen oder unabsichtlichen? Kopfstoß in der zweiten Runde hat er in der Ringpause nur den Punktrichtern angezeigt. Er hat ein etwaiges Foul nicht dem Foulenden gegenüber klar angezeigt und ihn auf die Folgen einer möglichen DQ hingewiesen. Ich bin mir sicher, dass Green in der fünften Runde nicht mit dem Kopf gestoßen hätte, wenn er den Regelverstoß in der 2. Runde vom Offiziellen eindeutig mitbekommen hätte. Der Ringrichter hat die Situation in der fünften Runde mit hinaufbeschworen und sozusagen eine Teilschuld.
Was ebenfalls zu einem faden Beigeschmack führt: Nach dem Abbruch war die ganze Zeit von Scorecard die Rede. Es ist ein Unding, dass sich scheinbar selbst die Offiziellen nicht aus dem Stegreif mit dem Regelwerk auskennen. Normalerweise sollte hier mit Übersicht entschieden werden. Es wurde aber der Eindruck erweckt, dass keiner so richtig durchblickte, wie der Cut und das Foul zu werten sind. Diskussionen und Unsicherheit im Ring führen erst zu Kontroversen und Betrugsvorwürfen. Es ist ein Unding, dass ein Ringrichter mit dem Ringarzt und den Offiziellen über Regelauslegung zu diskutieren beginnt und es jeder mitbekommt. Das zeugt nicht gerade von Professionalität, denn solche Szenen wie bei Green gegen Beyer kommen ja in Profiboxen öfter vor. Ist ja nichts Neues und man sollte hier schon gewisse Übung haben.
Zum Kampf an sich:
Green hat mir gut gefallen und er hat gezeigt, wie man die Distanz zu Konterboxern überbrücken kann und einen Rechtsausleger bekämpft. Die doppelte Schlaghand hintereinander war schon bilderbuchmäßig. Die Kampfmoral von Beyer allerdings auch, der sich in den letzten Runden zwar steigerte, was aber nach meiner Meinung nach noch nicht zum Rundengewinn reichte. Ich glaube allerdings nicht, dass Beyer den Green noch ausknocken hätte können, denn angeblich sah er doch schon nichts mehr. Daher kann man auch nicht annehmen, dass Beyer noch besser in den Kampf gekommen wäre.
Wegener hat mich allerdings positiv überrascht. Er hat seinen Schützling durch knappe und kurze Aussagen motiviert, ihm Sicherheit gegeben und ihn in den Fight zurückgebracht. Sollte man auch einmal erwähnen! Und Beyers Kampfgeist und Kondition auch. :thumb:
Fazit: Ein spannender Kampfabend, der erst durch die Meinungsverschiedenheiten der Offiziellen zu einer Kontroverse führte. Green wirft man Hitzigkeit vor. Dabei ist er derjenige, der den Kopf hinhält. Und die, die nicht im Ring stehen, handeln auch nicht mit kühlem Kopf. Wie also kann man das von einem Boxer erwarten?