O-Scoring: Daniel Dubois vs. Joe Joyce (incl. Undercard und Nachbesprechung)


timeout4u

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Weiss nicht, was manche hier immer erwarten vom Boxen an sich? Für das HW war es ein interessanter und taktisch auch guter Kampf. Ich habe von Dubois einige starke Momente gesehen und er lag für mich auch in Führung. Er hat verschiedene Sachen ausprobiert und teilweise stark geboxt für seine Jugend. Umgekehrt muss man Joyce eine Weiterentwicklung zugestehen. Sind vielleicht auch nur Kleinigkeiten, die aber oft entscheidend sind und schwer erkennbar. Wenn du ihm gegenüber stehst, scheint es doch schwer Joyce mit Technik und Taktik allein kontrollieren zu können. Seine Physis, sein Auge, seine Erfahrung und steife Führhand haben in der Vergangenheit schon einige technisch versierte und Topelite-Boxer bei den Amateuren schlecht aussehen lassen. Insoweit darf man Dubois nicht schlechter reden als er ist. Gleiches gilt für Joyce. Und eine Aufgabe wegen eines derart zugeschwollenen Auges ist völlig ok, wenn man solche Dinge kennt und schon erlebt hat. Insoweit sollte man Dubois keinen Vorwurf machen. Für mich hat der Kampf gezeigt, dass vom Boxpotential beide Kämpfer in den oberen Leistungsbereich anzusiedeln sind. Bei Dubois steht halt nun das ? wie er mit der Niederlage umgeht.
 

DerDude1977

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Erstmal ist zu hoffen, dass Dubois keine Dauerschäden am Auge davongetragen hat. Scheint ja was ernsteres zu sein. Hat man finde ich auch nach dem Jab Dubois angesehen, bevor er ein "Knie nahm". Da ist irgendwas (hoffentlich nicht zu schwer) kaputtgegangen.
Nun könnte man zwar einerseits (richtigerweise) anmerken, dass Dubois wahrscheinlich knapp nach Punkten gewonnen hätte, was für mich auch keine "Robbery" gewesen wäre, wenn die letzten beiden Runden ähnlich verlaufen wären wie der restliche Kampf, denn Dubois hatte die besseren Kombinationen im Ziel und war offensiv schon stark und hätte wohl gegen einige andere Leute damit vorzeitig gewonnen, aber andererseits führte eben der häufige und meistens genau aufs linke Auge plazierte Jab von Joyce erst dazu, dass es kam, wie es kam.
Fand den Usyk-Kampf bei den Amateuren auch schon gar nicht schlecht von Joyce, der obwohl er so steif wirkt, mit seinem Output und der Bereitschaft und Fähigkeit, selbst zu nehmen, dort selbst den agilen Usyk schon einige Male gut getroffen hatte.
Fazit: Dubois war durchaus stark in seinen Offensivaktionen, aber der Output, die Nehmerfähigkeiten und der gezielte ständige Jab von Joyce haben ihm letzlich hier den Zahn gezogen. Dubois hatte für mich auch vor der Aufgabe manchmal schon ziemlich ratlos dreingeschaut und wirkte irgendwie irritiert, dass er trotz der Bomben, die er immer wieder abladen konnte, keinerlei Wirkung bei Joyce hinterließ und jedes mal sofort wieder selbst was kassieren musste. Hat ihm sichtlich nicht geschmeckt und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Joyce in den letzten beiden Runden noch einen (T)KO hätte erzielen können.
 

Meinereiner

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Alles in allem ein durchaus sehenswerter, wenn auch nicht sonderlich spektakulärer Kampf zweier top HW.... bin schon gespannt wer sich als nächster am Juggernaut die Zähne ausbeißt?
Wilder würde mir persönlich gut gefallen, wenn er seine Bomben ohne Wirkung ins Ziel bringt, den Gesichtsausdruck würde ich wirklich zu gerne sehen😁
 

timeout4u

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Wer Interesse hat: mal ein kleines Beispiel auf Dubois bezogen zur Veranschaulichung wie komplex Boxen ist und wie man Kämpfe für die Praxis eigentlich auswerten muss.

Nur mal allein auf die Führhand von Joyce bezogen: während des Kampfes war u.a. zu erkennen, dass Dubois sich rechts herum bewegte, um unter Joyces Jab Körpertreffer mit Geraden anzubringen oder nach/über den Jab von Joyce selbst von rechts mit der Schlaghand zu kommen, was technisch nicht einfach ist. Kann man als Taktik 1 bezeichnen.

Taktik 2 von Dubois war linksherum, um die mögliche Schlaghand von Joyce über den linken Haken, die Schlaghand zum Körper oder evtl mit Aufwärtshaken zu kontern bzw. mitzuschlagen. Allein diese beiden Grundtaktiken führen dazu, dass man Gefahr läuft relativ oft die Führhand des Gegners einstecken zu müssen, weil man sich eben auf die unmittelbare Konteraktion dabei konzentriert, nicht auf das Vermeiden allein und der Gegner seinerseits auch nicht dumm ist, als Gegentaktik die Schlaghand versucht gezielt einzusetzen und das Bringen seiner Führhand durch Täuschen, Finten, Druck verschleiert, damit sie nicht leicht zu erkennen oder schwer einzuschätzen ist.

Die Kunst ist eben nicht den Jab von Joyce allein zu vermeiden. Das würde selbst Manuel Charr (na ja vielleicht auch nicht :weghier:) mit einfachen Mitteln hinbekommen. Bringt einem nur selbst wenig, weil man lediglich verhindert, dass man die Führhand nicht einsteckt, seinerseits damit aber keine Punkte gewinnt und Jocye zu anschließenden Folgeaktionen ermuntert. Wäre evtl. zwar durchaus eine weitere Taktik, führt jedoch oft zu einem für Zuschauer langweiligen Distanzgefecht, braucht u.a. sehr gute Beinarbeit, Auge usw. und wäre für den kleineren Boxer Dubois gegen Joyce eher schwer umzusetzen.

Und jetzt noch das Ganze hoch rechnen auf die weiteren Schläge, die Kombination, Folgehände und Dinge wie Kondition, Psyche, Substanzverlust, Konzentration, Stress etc. miteinbeziehen, dann kann man sich vielleicht ausmalen, dass die Boxer die ganze Zeit jede Menge antizipieren, taktieren uvm. müssen.
 

speedclem

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das war definitiv ein sehr enger kampf (grad eben gesehen bei youtube). hatte es "dead even" bis zur zehnten, aber joyce hintenraus im vorteil, auch wegen des auges von dubois, das seit der ersten rötung zu beginn des kampfes sein primäres ziel mit dem jab war. und der (jab) kam und kam und kam.
joyce hat sich wohl weiterentwickelt. er geht nicht mehr so offensiv in den mann um den ko zu erzwingen, boxt vermehrt über den jab, seine deckung ist schon da, er macht häufig den einen kleinen, kaum erkennbaren "move", um den schlägen die wirkung zu nehmen.
und er legt/ dreht seinen körper jetzt nicht lehrbuchmäßig in die punches, aber wenn man genau hinguckt, sieht man, dass er auch da kleine "moves" macht, um den schlägen die wirkung zu geben, das sind keine reinen armpunches! da ist über die beine und minimales eindrehen richtig saft dahinter, und sein jab bringt er reglerecht in den gegner, "moved" sich da rein, schulter körper, step forward. das hat mir wirklich gut gefallen.
dubois hielt solange dagegen, wie es ging, hatte einige starke runden. wirklich guter kampf. nix kreisklasse ;)
 

Bickle85

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Das stimmt so nicht.
Die Promoter dürfen bei Kämpfen unter British oder Commonwealth-Titel auf die Punktrichter zu verzichten, sie müssen es aber nicht. Und tun es auch längst nicht immer.

Beispiele für Kämpfe, die von Punktrichtern gescort wurden, in denen es aber um keinen Titel ging:

Chisora gegen Whyte 1
David Price gegen Allen
Cleverly gegen Bellew
Chisora gegen Gashi
Cleverly gegen Corbin
Haye gegen Bellew
Cullen vs. Chelli: https://boxrec.com/en/event/810690/2522085
Wardly vs. Lartey: https://boxrec.com/en/event/816172/2581691

usw.

Ja, aber die meisten der von dir aufgelisteten Kämpfe waren deutlich mehr "High Profile" als die Undercard gestern (mal abgesehen von Cullen vs. Chelli und Wardley vs. Lartey). Dennoch punktet in mindestens 90% der von mir angesprochenen Fälle in GB der Ringrichter. Das ist auch bei Matchroom-Cards so. Ich bin kein Warren-Fan, aber es ist einfach nicht so ungewöhnlich, wie es ursprünglich bei dir klang.
 

Tuaman

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Mein Gefühl hat in diesem (ordentlichen) Kampf über meinen Verstand gesiegt.
Der alte Joyce wirkte richtig stark und der "kleine Hype" um Dubois ist wohl erstmal vorbei.
Dubois hatte einerseits zwar die stärkeren Kombinationen drin offensiv, aber Joyce hätte wohl nichtmal gezuckt, wenn Dubois ihm einen Backstein an den Kopf gezimmert hätte. Aber das Talent hat sich für mich etwas entzaubert. Die Schlagkraft scheint wohl nicht ganz so stark zu sein, wie ich vorher dachte und die Defensive ist einfach kaum vorhanden, - soviele Jabs wie Dubois in diesem Kampf nehmen musste... .
Joyce hat (für seine Verhältnisse) taktisch gut geboxt, seine Reichweite ausgenutzt und der Jab kam gestochen scharf und sehr, sehr oft.
Dazu seine sehr guten Nehmerfähigkeiten. Freut mich für Joyce, weil der sehr sympathisch rüberkommt und weil allein auf Grund seines Outputs an Schlägen seine Kämpfe für mich immer interessant sind. Ich hoffe der bekommt noch ein, zwei richtig gute Gegner und Zahltage, bevor er zu alt wird.
Sehr schön geschrieben
 

KRAFT&HERZ

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Der Jab von Wladimir war der beste, den ich im HW jemals gesehen habe. :)

Wenn Joyce das nur gestern gezeigt hat und in Zukunft nicht mehr, geb ich dir recht.

ABER:

In der Frequenz mit der präziesen Koordination auf das eine Auge.

Nein, das war gestern etwas besser, als WK´s Jab. (ich meine nicht den linken Monster-Haken gegen Pulev!)

WK hat seine Führhand finde ich im Vergleich zu oft stehen gelassen, wofür ich ihm hier und da einen Punkt abgezogen hätte.

Das hat Joyce gestern nämlich überhaupt nicht gemacht. Das war sehr sauber!
 

koschy

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Ich finde, dass Joyces größte Schwäche ist, dass er so unspektakulär boxt. Zumindest gestern. Da hat er einfach seinen Stiefel runtergeboxt, ohne dabei groß zu begeistern.

Ich finde aber, dass alles, was er macht, sehr solide ist. Jab gut, Defensive richtig gut(!), Kinn gut, Übersicht gut, Schlaghärte offenbar besser als gedacht, mentale Stärke iz da. Zudem hatte ich den Eindruck, dass seine Schläge langsamer aussehen, als sie tatsächlich sind. So ein bißchen das Carl Froch-Phänomen. Sieht einfach zu boxen aus, ist es aber nicht.

Meiner Meinung nach wird es niemand gegen Joyce leicht haben, außer Joyce fängt sich einen echten Volltreffer von Leuten, die hauen können.

Wenn jetzt der Fight gegen Usyk kommt, dann bin ich klar pro Joyce. Das wird über 12 Runden hart für Usyk. Ob Joyce gewinnen kann, ist dann noch mal eine andere Frage, aber Joyce ist eine Person, die einfach bodenständig und ehrlich boxt und kommuniziert. Das mag ich.

Und ich mag an ihm, dass man an ihm sehen kann, wie weit man es bringen kann, wenn man nur eine vernünftige und solide boxerische Grundausbildung hat und die nicht vergisst, sondern ausbaut. Joyce ist für mein Empfinden ein guter Techniker, der damit seine vielleicht nicht so perfekten Anlagen und Startbedingungen wettmacht.
 

DerDude1977

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Bin spätestens jetzt bekennender Joyce-Fan. Einfach ein Boxer des "kleinen Mannes". Ehrlich, malochend, mit Wirkung, direkt, bekömmlich, nicht zu teuer, und knallt gut. Hoffentlich bremst Corona nicht wieder so aus wie in den ersten 6 Monaten seit der Mist sich hier breitgemacht hat. Allein der Kampf gestern hätte eine volle Halle oder ein Stadion verdient gehabt. Diese "Turnhallen-Atmosphäre" ist etwas befremdlich. Aber immer noch besser als keine Sport-Ereignisse.
 

Omaru

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Dubois hat es durchaus verdient
Bei der Press Konferenz hat er sich über Joyce blinde Mom lustigt gemacht und dann verliert er sein Auge im Ring, dass ist echt Karma
 

Easy

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das ist aber schon hart pro Dubois gescort. Klar hatte Dubois die besseren Kombis und sah bei seinen Aktionen besser aus, aber Joce hat ihn mit dem Jab ausgepunktet.

Das war mein Empfinden vom Kampf.

Joyce vs. Dubois
1. 10:9 Joyce ziemlich lahm
2. 9:10 gute Runde
3. 10:9 guter Start von Dubois, Joyce aber über den Jab
4. 10:9 Dubois hat gute Treffer, aber Joyce wieder über den Jab
5. 9:10 wieder gute Treffer von Dubois
6. 10:9 enge Runde. Durch den Jab gebe ich die Joyce, hat aber auch 20 Sekunden gehangen
7. 9:10 enge Runde, gebe ich dann Dubois, einfach gute Treffer auch wenn er trifft. Joyce ist lahm, aber hat nen guten Jab
8. 10:9 knapp
9. 10:9 guter Schluss von Joyce
10. TKo

Finde Joyce extrem unspektakulär und einfach so wahnsinnig lahm. Gibt es jemanden in den TOP 20 der langsamer ist? Denke von Dubois werden wir mehr erwarten können, trotz der Niederlage. Joyce kann dann so bissl den Thompson machen.

Das es bei Dubois nicht nur die Schwellung war, sondern da was schlimmeres passiert sein muss, hat man an seiner Reaktion gesehen, unmittelbar nachdem der Jab kam. Von quitten würde ich da nicht reden. Auch wenn manch einer den AA Gedächtniskampf rausholt. Da hat Wegner ihn ja quasi gezwungen weiterzumachen.
 
Zuletzt bearbeitet:

KRAFT&HERZ

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@Easy ?

Lahm? Der Jab war gestochen schnell. Die kleinen Meidbewegungen waren doch klasse.

Dubois war in der Reaktion doch langsamer, so oft wie er den Jab geschluckt hat.

Joyce boxt kein bob and weave, kommt nicht über außen.

Das ist die feine, gerade olympische Klinge.

... ohne rosa Fanbrille.
 

Tuaman

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@Easy ?

Lahm? Der Jab war gestochen schnell. Die kleinen Meidbewegungen waren doch klasse.

Dubois war in der Reaktion doch langsamer, so oft wie er den Jab geschluckt hat.

Joyce boxt kein bob and weave, kommt nicht über außen.

Das ist die feine, gerade olympische Klinge.

... ohne rosa Fanbrille.
Danke, etwas Ähnliches wollte ich auch gerade schreiben :)
 

Meinereiner

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@Easy
Hab mir im Vorfeld ein paar Kämpfe von JJ angesehen und fand es absolut furchtbar ihn zuzusehen (da gibt es eine kultige Raumschiff Enterprise Folge, wo Kirk gegen so eine Echse kämpft... hat mich daran erinnert 😁)
Aber nach diesem Kampf muss ich echt sagen, der Stil hat was, perfekte "Choreographie" der Bewegungen, dass Timing ist genau am Punkt... ein neuer Stil bei dem man gespannt sein darf wie weit er damit kommt.
p. s. Tyson Fury fand ich früher auch furchtbar..... und dann kamen die Wilder Kämpfe 🤔💪✌️
 
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