Vorallem, was wollt ihr denn überhaupt ?
Ich habe durchaus recht großen Respekt vor Felix Sturm und seiner Karriere. Auch wenn man sich hier und da bessere Ansetzungen gewünscht hätte, so darf man ihm doch zugestehen, dass er in der Reihe der deutschen Profiboxer schon einen beachtlichen Kampfrekord hingelegt hat, wie es hierzulande wenigen gelungen ist.
Ich möchte nicht wie Ploog klingen, aber es ist schon durchaus beachtlich, dass Sturm 13 Jahre nach seinem ersten Titelgewinn (als er als Ersatzgegner für Bert Schenk einsprang und glücklich gewann) noch eine Leistung abrufen kann, die ihn gegen einen durchaus ordentlichen Chudinov nicht allzu schlecht aussehen lässt.
Sturm hat ein seiner Karriere zwar einige weniger bedeutende Kämpfe gehabt, aber auch manch signifikante Karriere-Stationen. Nicht nur der Kampf gegen De La Hoya, auch seine Leistungen gegen Zbik, Sylvester und der Rückkampf gegen Castillejo dürfen genannt werden. Barker ... nunja ... schöner Erfolg, wenn auch vielleicht eher dessen Hüfte geschuldet.
Gewiss ... manchmal hätte man sich "mehr" gewünscht.
Sturm hat gerne von Hopkins und Taylor geredet ... sowie von der berühmten Tüte Gummibärchen.
Gekommen ist da leider nichts, was vielleicht auch mitunter an Klau-Pe Kohl und seinem Universum lag. Dort kriegte Sturm hingegen seinen Ranglisten-Feuerwehrmann Golovkin.
Als Sturm dann das Universum-Boot verließ, zog er gewissermaßen den Stöpsel beim ohnehin schon leicht in schieflage geratenem Schiff. Weitere Boxer folgten (Golovkin, Dzinziruk etc.), der TV-Vertrag mit dem ZDF wurde nicht verlängert (lieber Champions-League und gute Quoten hohlen, statt umstrittener Urteile nach müden Groeben-Moderationen) und Universum ging ziemlich schnell unter, wobei Kohl es noch geschafft hatte einen Deppen zu finden, der ihm den hoch verschuldeten Laden für eine stattliche Summe abzukaufen.
Kluch erfuhr erst später, wie viele Boxer noch offene Forderungen hatten. Pech, dass er selber nicht gerade seriös war.
Der Post-Universum-Sturm hat sich durchaus was getraut. Ok, gegen Gaele, Macklin und Murray hat er nicht geglänzt und er ist mehr oder weniger weiterhin vor Golovkin weggelaufen.
Für die Nachfolger von Hopkins und Taylor (Pavlik und Martinez) war er eigentlich auch nie wirklich interessant geworden.
Aber trotz dieser und jener Erfolge darf man doch sagen, dass Sturms glanzvolle Zeiten einfach vorbei sind. Zwei Mal wurde er von Soliman vorgeführt und gegen viele Gegner mit höherer Workrate tat er sich in den letzten Jahren schwer (Gevor, Macklin, Murray, Gaele, Chudinov).
Der Lack ist ab und Sturm weiß dies selbst, wenn man auch hört, wie er sich nach dem Kampf äußert. Er hat (sehr) glücklich gewonnen.
Es ist gut, dass Sturm sieht, dass er nicht am Tiefpunkt seiner Karriere enden will (wie z.B. ein Roy Jones). Wenn ich an Sturms bisherige Interviews denke, dann glaube ich auch, dass er einer jener Boxer ist, welche sich wirklich für die Top-Stars interessieren und sich die Kämpfe von Mayweather, Pacquiao, Marquez usw. angucken.
Sturm wird auch weitere Beispiele kennen, bei denen andere Boxer zum richtigen oder zum falschen Moment ihre Karriere beendet haben.
Aber trotz aller Bewunderung, die manch einer für ihn haben möchte ... oder trotz allem Respekt. Trotz dessen, dass manch einer sich vielleicht immernoch Sturm-Abraham wünscht (ein Kampf der viele Jahre zu spät käme ... obgleich er 2010 machbar gewesen wäre, als Sturm UBP verließ).
Trotz all dem ... sollte man einfach sehen, dass Sturm den Sieg gegen Chudinov nicht verdient hat.
Und ebenso wenig hat es ein Schulz verdient von Sturm angepöbelt zu werden, der da noch von sich und Brähmer von einer anderen Liga redet als von Schulz.
Was die User hier im Forum wollen? Letztlich wohl dann doch eher verdiente Sieger und faire Punkturteile. Das muss nicht gerade von Sympathien abhängen.
Wie auch immer. Sturm wird nun Abraham-Ramirez abwarten und hoffen, dass Abraham siegt. Da lässt sich nochmal gut Geld machen.
Sturms Probleme sind heutzutage, dass seine Workrate und Beinarbeit nicht mehr das frühere Niveau haben, der Jab kam in den hinteren Runden gegen Chudinov auch recht schlecht.
Gegen Abraham wäre das nicht so ein großes Problem wie gegen Chudinov, denke ich (Abraham ist selbst weit past prime).
Wenn aus einem Abraham-Kampf (immernoch) nichts wird, kann man Sturm eigentlich nur das Karriereende empfehlen.
Man soll ja aufhören, wenn's am schönsten ist und Sturm hat Glück, dass es für ihn gerade schön ist.
Der Körper ist mittlerweile zu abgenutzt, als dass sich noch ein paar Titelverteidigungen gegen Satos, Pittmans, Herns' und Radosevic' groß lohnen...