God of War (2018)
Damit mach ich mir vermutlich nicht viele Freunde, aber ich muss sagen, dass ich ein klein wenig enttäuscht bin. GoW ist sicher ein gutes Spiel, aber nach dem ganzen Hype und den überschwänglichen Kritiken hab ich (noch) mehr erwartet.
Positiv ist das klasse Kampfsystem. Nach ein bisschen Eingewöhnungszeit gehen die Kombos intuitiv von der Hand und man schnetzelt sich spektakulär durch die Gegnerhorden. Die Action ist dann auch stark und cineastisch in Szene gesetzt. Taktisch macht GoW ebenfalls viel her. Wer Atreus oder seine Runenzauber geschickt einsetzt, macht sich viele Kämpfe einfacher. Großartig auch, dass man von den Zwischensequenzen ohne jeden Schnitt wieder zurück ins Spiel geleitet wird. Extrem cool für die Immersion. Die Vater-Sohn-Story ist nett, aber jetzt nicht sooo deep oder ergreifend, wie mir einige Reviews glauben machen wollen. Die Grafik ist stark, aber der comichafte Stil ist nicht so mein Fall. Das über ein Jahr alte Horizon Zero Dawn find ich um einiges schicker. Und das hat eine "richtige" Open-World. Und nicht diese Semi-Open-World in GoW, die Weite vorgauckelt, aber bis auf den Lake of Nine im Prinzip nur aus (schön anzusehenden) Schlauchleveln à la Call of Duty besteht.
Die enge Spielwelt und das Gamedesign haben mir dann auch nicht wirklich zugesagt. In den Zwischensequenzen springt Kratos 30 Meter hoch, im Spiel selbst kann er keine hüfthohen Hindernisse überwinden - sofern die Route nicht auf dem vorgegebenen Pfad liegt. Klingt nach Nitpicking, aber für ein Spiel, das sonst sehr auf Immersion setzt, ist das ein bisschen schade. Auch blöd: Oft entdeckt Kratos einen Steinwurf entfernt Schatztruhen. Der Spieler grübelt ewig, wie er diese denn nun erreichen kann - und zwei Stunden später erklärt dir das Spiel: Konntest du nicht. Das geht erst jetzt, wo der Wasserspiegel gesenkt ist. Das damit verbundene exzessive Backtracking war mir zu viel. In Bereichen, die man eigentlich abgeschlossen hat, gibt es Schatztruhen, die man erst mit Fähigkeiten öffnen kann, die man später im Spiel erhält. Aber so richtig Bock noch einmal durch ein gegnerloses Alfheim zu ziehen, nur um (zu diesem Zeitpunkt) wertlose Items zu sammeln, ist glaub ich nur was für die, die einen 100 Prozent-Run hinlegen wollen. Negativ fand ich auch den extrem niedrigen Schwierigkeitsgrad (auf der mittleren Stufe). Mit Hacksilber und XP wird der Spieler nur so zugebombt. In Midgard hab ich zwar wegen der Nebenstorys die meisten Gefallen erledigt, aber sonst kaum etwas gemacht. Muspelheim und Nifelheim hab ich komplett links liegen lassen. Trotzdem war mein Tech-Tree nach zwei Dritteln des Spiels in allen Bereichen auf dem Maximum. Die Kämpfe bieten zwar taktische Tiefe und lassen sich durch den Einsatz der richtigen Waffen, Pfeile oder Angriffsmuster stark vereinfachen. Aber ganz ehrlich - durch viele Situationen schnetzelt man sich auch mit stumpfem Buttonmashing. Auch mit supermächtigen Runenzaubern wird man regelrecht zugeschmissen. Bei den Endbossen gibt es sogar Stützräder: Es reicht dem Boss einen Teil seiner Energie abzuziehen - nachdem der Spieler das Zeitliche gesegnet hat, kann er genau an der Stelle wieder einsteigen. Herausforderung ist irgendwie anders (jaja, dann spiels halt auf einer anderen Stufe). Zumindest bei einigen der Walküren kommt man ins Schwitzen. Außerdem: ich find's ja gut, dass das neue GoW ruhiger daherkommt und mehr auf Story setzt. Aber ein paar mehr der epischen Megaschlachten gegen 50 Meter hohe Götter aus den alten Teilen hätten es schon sein dürfen.
Fazit: Ganz sicher keine Fehlinvestition. Aber nicht der absolute Kracher, den ich mir erhofft habe.
7/10