Es kommt halt wie immer darauf an. Gerade im HW ist die Physis natürlich sehr wichtig. Ngannou ist groß, schwer, hat Punch und offensichtlich ein herausragendes natürliches Talent mit den Fäusten zu kämpfen. Das macht ihn schon gefährlich, gegen andere Boxer mit anderen Stärken und Schwächen als Fury hätte er nicht so gut ausgesehen. Gegen andere hätte er vielleicht tatsächlich gewonnen. Das ist mMn in jeder Kampfsportart mehr oder weniger ähnlich, ein Freak wie Brock Lesnar konnte ja auch schnell in der UFC Erfolge erzielen.
Bzgl der Gewichtsklassen und der Bedeutung des HW bin ich anderer Meinung als du. Je niedriger die Klassen sind, desto mehr kommt es auf die Skills an - auch wenn das durch das Abkochen und damit verbundenes Outmatching teilweise ausgehebelt wird, was aber ebenfalls nicht aufs Boxen beschränkt ist. Crawford ist z.B. der deutlich bessere Boxer als Fury, auch wenn er in einem direkten Kampf mit diesem wohl kaum eine Chance hätte. Deshalb gibt es ja Gewichtsklassen, es ist ja schließlich ein Sport und p4p-Listen haben mMn klar ihre Berechtigung.
Ngannou - Fury bewerte ich auch komplett anders als Mayweather - McGregor. Völlig egal ob Fury bei 100 % war oder nicht war Ngannou deutlich besser als erwartet, da Fury zwar nie der beste Offensivboxer war, aber man schon erwarten konnte, dass er Schaden anrichten kann/wird. McGregor war am Kampftag deutlich schwerer als der hundertjährige und schon aufgrund seiner fragilen Hände wattebauschwerfende Mayweather und hat es trotzdem geschafft gegen diesen nicht nur chancenlos zu sein, sondern vorzeitig zu verlieren. Wer erwartet hat, dass Mayweather McGregor schnell ausknockt hat Floyd in den zehn Jahren davor offensichtlich nie gesehen. McGregor gegen z.B. Canelo wäre wohl sehr übel für den Iren ausgegangen. Einen solchen Kampf hätte der glaube ich aber auch nicht gemacht und wenn er so blöd gewesen wäre auf eine solche Idee zu kommen hätten Dana White und Kollegen das verhindert.
Was bei diesen Crossover Kämpfen oder Diskussionen so anstrengend ist sind wie schon angesprochen hauptsächlich Fans oder Aktive, die ihre Sportart als das Nonplusultra darstellen. Völlig absurd wird es, wenn es dann um die Effektivität für Selbstverteidigung oder "echten" Kämpfen geht, was durch das geschickte Marketing der UFC gerade bei MMA Fans sehr verbreitet ist (früher wurde diese Strategie auch im Boxen genutzt, Iron Mike war ja auch der "baddest man on the planet"). Das wird dann fast meistens eine hängengebliebene Diskussion (eigentlich ist es das ja schon per se), weil jeder sich selbst oder die eigenen Helden für die absoluten Killer auf der Straße hält. Ein Beispiel wäre Joe Rogan, der allen Ernstes erzählt, Jiu Jitsu sei die beste Kampfsportart für Selbstverteidigung, was ich schon für grenzdebil halte (mMn ist die beste Sportart für Selbstverteidigung der Sprint, leider bin ich ziemlich langsam). Ein anderes Beispiel wäre ein Video des Typen der kürzlich wegen des Mordes an Tupac Shakur verhaftet wurde. Der wurde in einem Interview mal gefragt, was er dazu sagt, dass Mike Tyson gerne mit 2Pacs Mörder für zwei Minuten in einem Raum wäre. Seine Antwort war, dass er für Tyson eine Sekunde brauchen würde, wobei er eine Abzugsbewegung nachgestellt hat. Tyson sei ein Boxer, dabei solle er bleiben, er könne nicht verstehen warum heutzutage jeder ein Killer sein wolle. Der Mann ist zwar offensichtlich ein absoluter Vollidiot, damit aber deutlich realistischer unterwegs als 99 % der Leute die sich diesen hirnlosen Schwanzvergleichen hingeben.