Diejenigen, die Castillo jetzt wieder schlecht reden, dafür habe ich kein Verständnis mehr. Castillo wurde als Gegner von HBO ausgesucht, nachdem Byrd nicht wollte, Lyakhovich nicht konnte.
Und das war er auch, einer der besten Schwergewichtskämpfe der letzten Zeit. Habe mir den Kampf noch mehrmals angesehen. Und diejenigen, die diesen Kampf jetzt noch kritisieren, tut mir leid, da weiß ich nicht, was man vom Boxen erwartet, eine Blutschlacht, wo sich zwei auf den Kopf hauen und am Ende aufgrund von Nehmerqualitäten einer noch steht? Solche Kämpfe wird man von Wladimir mit Sicherheit nicht sehen, möchte ich auch nicht. Aber dieser Kampf, das war eine boxerische Weltklasse-Leistung.
Wladimir Klitschko hat seine Fehler abgestellt aus dem Williamson-Kampf, sollte man auch mal erwähnen. Er boxte ruhig und konzentriert, locker wie schon lange nicht mehr. Boxte mit dem Kopf, ähnlich wie im McCline Kampf, da warf man McCline auch vor nicht gewollt zu haben, aber er konnte nicht, so wie Castillo auch nicht konnte. Allerdings war dieser Kampf noch besser als der gegen McCline.
Die 1. Runde, Castillo ist beweglich, super schnell. Wladimir kommt ihm auf schnellen Beinen sehr gut hinterher, WK ist wesentlich schneller und geschmeidiger, als selbst ich das erwartet habe und fängt Castillo in einem Boxring mit Maximalmaßen, mehrfach mit seinem linken Haken ab und bringt auch den Jab mehrfach ins Ziel. Da Castillo so beweglich ist, äußerst schwer zu treffen (man vergleiche man den Kampf Ulrich vs. Barney, wo Ulrich Barney nur hintergetapst ist). Und dieser linke Haken ist einzigartig in der Schwergewichtszene. Ich kenne keinen Schwergewichtler, der diesen Schlag überhaupt beherrscht. Und WK hat ihn perfekt gezeigt. Diese Schläge gingen alle auf das Ohr von Castillo, dort sitzt der Gleichgewichtssinn.
Überhaupt WK hat mit seiner Linken äußerst variabel gearbeitet, locker geboxt, überhaupt nicht verkrampft, vergleicht man seinen Kampf mal mit Nicholson, wo er wesentlich verkrampfter war.
Auch die 2te Runde lief ähnlich, WK arbeitet mit der Linken, setzt nicht, wie im Williamson-Kampf zu früh die Rechte hat, läßt sich Zeit. Castillo versucht mit der Linken zu kontern und Wladimir blockt mit der rechten diesen Konter ab. Habe ich vorher bei WK noch nie gesehen, dieses Blocken mit der rechten Faust. Blitztschnell war seine Rechte oben, um sich zu verteidigen.
Den KO dann locker herausgeboxt und nicht erzwungen.
Ich kann Emanuel Steward da verstehen, dass er das sagt. Es ist auch so, und diejenigen, die diese Technik anscheinend nicht sehen bzw. anerkennen, haben für mich keine Ahnung von Boxen. Denn Boxen ist mehr, als sich auf den Kopf zu schlagen und am Ende bleibt jemand stehen.
Ein intelligenter Boxer, der über diese Technik verfügt, wird nicht getroffen und hätte WK so gegen Corrie Sanders geboxt, wäre er auch in diesem Kampf nicht KO gegangen.
Die Arbeit mit Emanuel Steward zahlt sich wirklich aus. WK war vor dem Kampf sehr locker und auch im Kampf. Das Coaching in der Ecke auch sehr gut. Man merkt das Vertrauen zwischen Boxer und Trainer.
Nach dieser Leistung freue ich mich auf den nächsten Kampf und werde wesentlich ruhiger zuschauen